#Werbung Clean von Juno Dawson

Juli 25, 2018

Facts:
Autorin: Juno Dawson
Verlag:   Carlsen
Format:  eBook / Hardcover
Preis:     12,99€ / 17,99€
Seiten:   400

Cover:
Ich liebe das Cover. Nicht nur weil es die unterschiedlichsten Charaktere bildhaft repräsentiert, sondern weil das etwas „verschobene“ auch perfekt zu den Welten der Personen passt.

Meinung:
„Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft hat schon verloren.“ von Bertolt Brecht.

Wird es Lexy gelingen ihre Drogensucht zu besiegen oder wird sie sich im Sumpf verlieren und gnadenlos untergehen?

Schockierend, knallhart, ehrlich und direkt  – nicht anders kann man den Schreibstil von Juno Dawson beschreiben. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund und für zartbesaitete Menschen sind die ersten Seiten von „Clean“ sicher kein Zuckerschlecken. Bei mir führte dies allerdings zu Begeisterungsstürmen. Gespannt las ich Seite um Seite, da mich das Schicksal von Lexy nicht mehr loslies. Leider lies im Laufe der Geschichte meine absolute Überzeugung ein wenig nach, da die Autorin mir vom puren in den „geschönten“ Realismus abrutschte. Das Ende an für sich, war für mich zwar in seinen Grundzügen durchaus glaubhaft und könnte ich mir auch so vorstellen, nur der Weg dahin war mir dann doch zu hoppla hopp. Hier hätte ich mir entweder ein offeneres Ende oder ein  „mehr“ gewünscht um das Ganze nachvollziehen zu können und das etwas erzwungene Gefühl loszuwerden.

Die Charaktere wurden meiner Meinung nach von Juno Dawson sehr vielschichtig und zum größtenteils tiefgründig gestaltet. Besonders bei unserer Protagonistin Lexy ist das der Autorin bravurös gelungen. Nicht nur, dass wir die junge Frau in der Gegenwart kennen lernen, sondern durch die eingebauten Rückblenden erfahren wir auch mehr über die Hintergründe. Wieso Lexy sich den Drogen zuwandte und welche Konsequenzen sie dadurch erleben musste. Im Laufe des Buches bohren wir uns immer tiefer in die Gedanken-, sowie Gefühlswelt des „It Girls“. Dies erleichtert es ungemein das Handeln der Protagonistin nachzuvollziehen und sich in ihrer Welt, die definitiv nicht die meine ist, zurecht zu finden. Mehr als einmal wollte ich in das Buch steigen und die junge Dame nicht nur gegen die Wand klatschen, sondern einfach einmal ertränken. Wollte sie anschreien woher sie ihre Selbstgefälligkeit nimmt und ob sie keine Manieren hat. Aber genau das hat dieses Buch so lebendig werden lassen. Denn die Entwicklung der zynischen, eingebildeten und sich für „Gott haltenden“ Lexy ist nicht nur interessant anzusehen, sondern geht auch phasenweise unter die Haut. Denn ich denke die Protagonistin steht hier sinnbildlich für einen möglichen Weg, wenn man den Absprung von Drogen nicht findet. Es zeigt was es aus einer Person machen kann, psychisch und physisch. Ein Augenöffner sozusagen.

Die Nebencharaktere, die alle mehr oder weniger große Rollen spielten, wurden von der Autorin auch weitestgehend sehr gut und detailsreich dargestellt. Sie bedient sich bei allen Peronsen, inklusive Lexy, einiger Klischees, was mich jedoch kaum störte, da es keine negative Auswirkung auf die Darstellung der Problematik hatte. Bei dem einen oder anderen hätte ich mir jedoch ein bisschen mehr Tiefe gewünscht, insbesondere bei Brady. Wieso bei ihm? Lest das Buch und erfahrt welche besondere Rolle er spielt.

Die Therapeuten, die Klinik und auch das Ganze drumherum hat Juno Dawson in meinen Augen sehr schön beschrieben. Sie malte viele Bilder vor meinen Augen und ich glaube, dass sie damit zwar auch nicht die Realität für die „Ottonormalverbaucher“ trifft, aber für die Schönen und Reichen. Dazu gehört Lexy und die anderen Betroffenen nun einmal. Was Juno Dawson sehr gut gelang war die Darstellung der unterschiedlichen Süchten. Die Differenzierungen, aber auch die Parallelen. Denn Süchte entstehen selten ohne Grund und so musste jeder Charakter sein ganz eigenes Päckchen tragen.

War der Anfang eher laut, explosionsartig und sehr lebendig, so wird die Geschichte im Fortgang eher ruhiger. Der Fokus richtet sich von den äußerlichen Geschehnissen mehr auf die Inneren Empfindungen, Gefühle und Gedanken. Das Buch verändert seinen Drive und beleuchtet somit viele unterschiedliche Facetten, die alle ihre Daseinsberechtigung haben und definitiv beachtet werden müssen. Dieser fließende Übergang ist Juno Dawson in meinen Augen  gut gelungen, auch wenn mich – wie bereits gesagt – das letzte Drittel nicht mehr überzeugen konnte.

Mein Fazit:
„Clean“ ist ein Buch, das mich über weite Strecken überzeugen konnte. Auch wenn das Ende in meinen Augen eher als „beschönter“ Realismus bezeichnet werden sollte und demnach den positiven Gesamteindruck schmälert, kann ich dieses Buch empfehlen. Denn vor allem der Beginn und über weite Strecken die Veränderung der Charaktere könnte in der Lage sein dem einen oder anderen die Augen zu öffnen, wohin sie ihr Weg führen könnte, wenn sie nicht aufpassen.

„Hilf mir, es allein zu tun.“ von Maria Montessori. Ein Zitat was irgendwie auch hier perfekt passt. Denn im Endeffekt sind wir es alleine und unser Wille, der uns helfen kann den Teufelskreis zu durchbrechen. Die Menschen um uns herum können uns nur die Hand reichen, unsere Stützen sein auf diesem Weg.


Foto by Rica von Tasty Books
Coverrechte liegen bei Carlsen

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