#Werbung „On the Come Up“ von Angie Thomas – Ein Buch das bewegt, mitreist und aufweckt.

Mai 13, 2019

Eine Geschichte, die einen berührt und für sich einnimmt, wenn man bereit ist sich auf sie einzulassen. Eine Geschichte, die Gedanken aufwirbelt und einen dazu bringt, sich selbst und vor allem seine Einstellung zu hinterfragen, wenn man bereit ist sich den Spiegel vors Gesicht zu halten. Eine Geschichte, die Vorurteile, Rassismus und die Überlebensängste knallhart auf den Tisch packt und sich nicht versteckt hinter verschönten Formulierungen oder „Weichspülereien“. Eine Geschichte, die mit Ehrlichkeit und Authentizität daherkommt, um uns kalt zu erwischen und mitzureisen in ein Leben, das die meisten von uns sich nicht mal annähernd vorstellen können.

„Jetzt fängt mein Leben erst wirklich an. Gegen Ungerechtigkeit kämpfen, gegen Rassismus, Verbrechen, Analphabetismus und Armut, mit diesem Gesicht, das die Welt so gut kennt.“ von Muhammad Ali.

Dieser Spruch von Ali ist einfach perfekt, denn erst, wenn man „jemand ist“ hat man damals, wie auch heute, die Chance etwas zu bewegen. Leider, muss man sagen. Denn Angie Thomas zeigt auf beeindruckende Weise, wie die Wahrheit aussieht. Dinge, die wir zwar aus den Nachrichten kennnen, aber die viel zu weit weg sind um sie wirklich zu greifen. Taten, die wir ausblenden, damit unsere heile Welt nicht berührt wird. Aber man muss sich bewusst sein, dass es diese Ungerechtigkeiten gibt. Dass heutzutage, egal in welchem Land, immer noch nach Hautfarbe, Religionszugehörgkeit und vielen anderen Differenzierungen unterschieden wird.

Die Autorin legt den Finger in die Wunde und nimmt uns mit in ein Leben, dass für viele von uns ferner ist als wir uns selber bewusst sind. Mit einem Schreibstil, der vor Echtheit und Authenzität nur so strotzt, zeigt sie uns den Alltag eines farbigen Mädchens, das versucht seinen Traum zu Leben, auf. Bri kämpft nicht nur mit den „normalen Problemen“ eines Teenagers, wie die erste Liebe, das generelle Erwachsen werden und der Frage „Wer will ich sein?“, sondern auch mit den Ungerechtigkeiten des Lebens. Dazu kommen die Probleme, die sich daraus ergeben, wenn man aus einem Ghetto stammt. Wenn man eine Mutter hat, die drogenabhängig war und ohne Vater aufwächst, weil dieser ermordet wurde.
Klingt wie ein „typischer“ Gangsterfilm? Ja, das stimmt, aber gleichzeitig ist es für viele Jugendliche in Amerika und auch in andern Ländern Alltag. Man mag beim Lesen vielleicht an der einen oder anderen Stelle denken, das könnte „too much“ sein, aber in meinen Augen macht es Angie Thomas genau richtig. Denn wenn ich etwas verändern will, wenn ich meinen Gegenüber aufwecken und meine Stimme erheben will, dann muss ich neben dem Finger zusätzlich noch Salz in die blutende Wunde streuen um Aufmerksamkeit zu erregen. Und genau das macht die Autorin, denn die gibt in Form von Bri ganz vielen Jugendlichen eine Stimme und gleichzeitig schenkt sie ihnen Mut und Hoffnung.

Mut an den eigenen Traum zu glauben und ihn zu verfolgen. Die Hoffnung nicht aufzugeben, dass du das, was du dir vor nimmst auch erreichen kannst, egal wieviele Felsbrocken in deinen Weg geleget werden. Aber was ist, wenn du dich zwischen deiner Familie und deinem Traum entscheiden musst? Wenn jeder Tag ein Kampf ums überleben ist? Wirst du aufgeben oder dich weiter duch all die Hindernisse boxen, die dir den Weg versperren?

Angie Thomas zeigt exemplarisch an Bri  und ihrer Familie, dass es immer ein „es geht weiter“ gibt. Dass man nur nie aufgeben darf, denn obwohl ihre Mutter sich in einem Teufelskreis wieder findet, kämpft diese für ihre Kinder. Spornt sie an die Schule zu besuchen und etwas aus ihrem Leben zu machen. Gleichzeitig  erkennt man,  dass Bri mit ihrer Familie die gleichen Probleme hat, wie alle Teenager. Das Erwachsen werden ist nicht einfach, egal woher man stammt. Die Ängste, die Träume und alles was damit zusammenhängt zwingen einen sich immer wieder neu zuerfinden und seinen eigenen Weg zu erforschen. Die Botschaft dahinter: Wir sind alle gleich. Wir haben die gleichen Gedanken, ähnliche Ängste und durchlaufen beinahe identische Entwicklungsprozesse während des Älters werden. Ich liebe es wie Angie Thomas ihre Botschaften in dieser Geschichte einflechtet um dem Leser vor Augen zu führen, dass es nicht mit unserem Äußerern oder Religion zu tun hat, was wir durchmachen, sondern ganz normal zum Leben dazu gehört.

Von Beginn wurde ich in die Geschichte hineingezogen, denn es ist der Autorin perfekt gelungen bereits auf den ersten Seiten die Lebensumstände und die wichtigsten Zusammenhänge so darzustellen, dass man unbedingt mehr über die Charaktere erfahren wollte, aber dennoch genug wusste um die Handlungen sowie Gedankengänge nachvollziehen zu können. Schonungslos und ehrlich – so kann man die Wortwahl von Angie Thomas am Besten beschreiben. Sie beschönigt keine Szenen und verharmlost keine Taten, aber genau in dem Maß, wie ich es für ein Jugendbuch als angemessen erachte. Denn die Autorin geht trotz ihrer Direktheit sensibel, aber offen mit dem Thema Rassismus um. Es ist für mich in großen Teilen der „Alltagsrassismus“, den sie hier beleuchtet und in meinen Augen ist er noch ein wenig schlimmer ist, weil er als „normal“ empfunden wird. Sie führt uns abermals vor Augen, dass er aber dennoch nicht in Ordnung ist und bringt den Leser dazu, seine eigenen Gedanken und Handlungen zu hinterfragen. Wenn es ihr bei dem einen oder anderen Leser gelingt, ihn mit ihrer Geschichte wach zu rütteln und zum Umdenken zu bewegen, dann hat diese Geschichte ihren Zweck erfüllt.

Eine Geschichte über das Leben in einer Welt, die immer noch viel zu sehr von Rassismus und Differenzierungen geprägt ist. Eine Welt, bei der nicht alle die gleichen Chancen haben. Eine Welt mit Menschen, die oftmals viel zu egoistisch sind und all die Dinge, die sich nicht betreffen, einfach ausblenden. Eine Welt mit Menschen „an der Macht“, die nur nach sich schauen. Eine Welt in der Meinungsfreiheit und „wir sind alle gleich“ gepredigt, aber nicht gelebt wird. Eine Geschichte, die uns ALLE etwas angeht.

Mein Fazit:
Wow. Was ein Buch. Lange Zeit hat mich die Geschichte um Bri beschäftigt und auch jetzt habe ich das Gefühl, dass meine Worte nicht ausreichen um zu beschreiben, was Angie Thomas in mir ausgelöst hat. Ein „einfaches Jugendbuch“ mit einem Schreibstil, der modern und ehrlich gestaltet wurde, hat mich sehr zum nachdenken angeregt. Ein Buch, das meiner Meinung nach dazu da ist um es in Schulen zu lesen um junge Menschen wachzurütteln. Ihnen zu zeigen, dass egal welche Hautfarbe wir haben, egal welcher Religion wir angehören, es normale ist Träume und Ängste zu haben. Dass es zum Erwachsen werden dazu gehört auf der einen Seite an sich zu zweifeln und gleichzeitig an sich selbst sowie seine Träume zu glauben.

Abschließen möchte ich mit einem Zitat, dass uns allen bekannt sein sollte. Worte, die mich immer wieder bewegen werden.

„I have a dream that one day this nation will rise up an live out the true meaning of its creed: We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal.“ von Martin Luther King (aus seiner Rede „I have a dream“ vom 28.08.1963. Den ganzen Text findet ihr hier.

 

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