#Werbung Stoneheaven von Tanja Heitmann. Begib dich auf eine Reise tief in die Erde …

April 22, 2019

… und erkenne, dass es viel schlimmer sein kann, als du befürchtest hast.

Genau das muss Marielle, die verwöhnte Tannin feststellen, als sie die Ebene 17 in Stoneheaven betritt.

„Die Welt urteilt nach dem Scheine.“ von Wolfgang Johann von Goethe.

Wie wahr dieser Spruch ist, beweist die Autorin in diesem Buch. Nicht nur der Protagonistin eilt ein zweifelhafter Ruf voraus, sondern auch all ihren Zimmergenossen. Jeder hat eine Gabe, die er nicht nutzen darf oder soll. Aber was ist, wenn er es trotzdem tut? Bist du bereit, deine Vorurteile zu verbannen und dich auf die anderen einzulassen und die wahre Person hinter dem Schein kennen zu lernen oder hältst du an deiner vorgefertigten Meinung fest? Aber was ist, wenn ihr nur gemeinsam einen Ausweg aus der Dunkelheit findet, die euch umgibt?

Tanja Heitmann wirft hier die unterschiedlichsten Charaktere zusammen, sodass von Anfang an eine gewisse Grundspannung vorhanden ist oder ehrlicherweise, die ganze Gruppe am Rande einer Explosion steht und das ab dem ersten Aufeinandertreffen von Mariella und Aidan. Vorurteile treffen auf ein minimales Maß an Klischees. Hochrangige magische Begabte treffen auf weniger Angesehene. Wächter, denen alles scheißegal zu sein scheint und die eher weg, als hinsehen, runden das Gesamtbild von Stoneheaven ab. Die Autorin hat ein Setting erschaffen, das von Anfang an klar macht, dass es hier nicht um „Friede, Freude, Eierkuchen“ geht. Dennoch hat es für mich, einen Tick zulange gedauert, bis es Tanja Heitmann gelungen ist, diese geniale Vorlage auszunutzen und die Spannung spür- und greifbar zu machen.

Zum einen lag dies sicherlich daran, dass sie mit Mariella eine Protagonistin erschaffen hat, die zu Beginn einfach nur nervig ist. Sie denkt, sie ist was besseres und dass das Leben nur ein Spaß ist. Dass sie von ihrer Mutter nach Stoneheaven geschickt wird, kann ich mehr als nur nachvollziehen. Ihre Hochnäsigkeit ging nicht nur mir, sondern auch ihren Gruppengenossen mächtig auf den Zeiger und so gab es die eine oder andere Szene, in der ich große Schadensfreude empfand. Aber irgendwann im ersten Drittel gab es – zum Glück – diesen Ruck in der Protagonistin. Der dafür sorgte, dass sie ihre Art zu Denken und ihr Handeln verändert und ich endlich einen tiefen Zugang zu ihr finden konnte. Das einzig Gute am Verhalten ist, dass es grundsätzlich schon Sinn ergibt, denn es ist Klischee behaftet und passt abermals zum oben genannten Zitat von Goethe. Denn ein reiches verwöhntes Mädchen, muss sich ja genau so verhalten: voller Vorurteile und von oben herab. Aber in Mariella steckt viel mehr und nicht nur Aidan ist der Grund, wieso das junge Mädchen beginnt zu kämpfen. Für sich, aber auch für die Menschen, die ihr schneller ans Herz wachsen, als sie vermutet hätte.

Sie hassen sich, sie brauchen sich, aber sie tun sich nicht gut. So oder so ähnliche könnte man das Verhältnis von Mariella und Aidan beschreiben oder auch „knapp vor der Explision ist noch zu weit entfernt“. Zumindest kann ich sehr gut verstehen, wieso man sich zu Aidan hingezogen fühlt. Denn der Berserker ist nicht nur der starke, typische Beschützertyp, sondern wirkt wahnsinnig zornig und ihm haftet irgendwie etwas Dunkles an. Welches Mädchenherz schlägt hier nicht höher? Und wer will nicht die Retterin von dem jungen Mann sein, der irgendwie tief in sich drinnen ein sehr großes Herz versteckt hält. Die Frage, die man sich unablässlich stellt ist, wieso hat er sein Leben zerstört? Was hat ihn dazu getrieben eine so schicksalshafte Tat zu begehen? Er ist ein wandelndes Geheimnis und genau deswegen so attraktiv. Ohne ihn wäre dieses Buch definitiv nicht so interessant gewesen.

Dazu kommen einige Nebencharaktere, die alle ihr eigenes Päckchen zu tragen haben. Besonders Lyon, den ich Anfangs als „Muttersöhnchen“ beschimpfte und der am Ende meine volle Sympathie für sich gewann. Aber auch Xiu, Syke und selbst Tessa waren mir irgendwann sympathisch. Tanja Heitmann spielt gekonnt mit Vorurteilen und den Anti- sowie Sympathien. Und das nicht nur zwischen den „Leidensgenossen“, sondern auch im ganzen System von Stoneheaven. Damit gelingt es ihr auch im ersten Drittel ein wenig Spannung zu erzeugen, die sie dann ab dem zweiten Drittel so richtig anheizt. Ab diesem Zeitpunkt war ich der Geschichte verfallen und verschlang Seite um Seite. Ich brauchte mehr, wollte tiefer in die Story und in Stoneheaven eintreten.

Faszinieren konnte mich die Autorin mit ihrem Setting, denn wer kommt denn auf die Idee eine Zitadelle tief in einen Berg zu bauen und die Geschichte sozusagen unter der Erde statt finden zu lassen. Obwohl sie eine relativ schlichte Kulisse wählt, beschreibt sie die einzelnen Schauplätze sehr bildhaft, sodass vor meinen Augen sehr detailreiche Bilder entstanden, aber dennoch genug Platz für meine eigene Fantasie blieb. Gerade durch diesen malerischen Schreibstil konnte sie einige „Ekelmomente“ in mir heraufbeschwören und mehr als nur mein Mitleid für die Charaktere erwecken. Denn Stoneheaven ist keine einfache „Besserungsanstalt“, sondern ein monströses Gefängnis. Täglich müssen sich die Jugendlichen und alle anderen gearteten Magiebegabten einem Alltag voller Gewalt, Intrigen und Lügen stellen. Das Ganze wird durch skrupellose Wächter, die nur zugerne die Übeltäter demütigen, abgerundet. Wenn du nicht einer von „ihnen“ bist, dann bist du nichts. Auch hier spielt Tanja Heitman sehr gut mit unterschiedlichen Rollenbildern und wer aufmerksam liest, wird feststellen, dass zwischen den Zeilen auch eine gewisse Kritik versteckt ist.

Je mehr sich das Geschehen und das Schicksal der Jugendlichen zuspitzt, desto mehr Licht wird ins Dunkle gebracht. Aber wenn eine Frage beantwortet wird, kommen zwei Neue. Man kommt sich vor, wie in einem kleinen Irrgarten, nur ohne Ausgang. Gerade als man denkt auf dem richtigen Weg zu sein, dreht Tanja Heitmann noch einmal richtig am Karusell der Verwirrungen und schon steht man – gefühlt – wieder am Anfang. Bist du bereit, deinem Herzen zu folgen und alte Feindschaften zu begraben? Denn nur gemeinsam wird es gelingen, den Weg zur Wahrheit zu finden und alle Hindernisse zu überwinden. Zum Schluss hin wirft die Autorin nochmal alles in die Waagschale und zeigt, welches Ideenreichtum in ihr schlummert. Gekonnt zieht sie die einzelnen roten Fäden der Neben- und der Hauptgeschichte zusammen und verflicht sie zu einem großen ganzen Strang, der die Story einbettet und ihr einen runden Abschluss schenkt.

Mein Fazit:
Stoneheaven von Tanja Heitmann ist ein schönes Jugendbuch aus dem Bereich Fantasy, bei dem es sich lohnt dran zu bleiben. War das erste Drittel für mich ein wenig zu langatmig und noch nicht packend genug, so wird es ab dem zweiten Drittel schlagartig besser. Man inhaliert die Geschichte rund um Aidan, Mariella und den anderen der Gruppe. Man bekommt schnell einen Gefühl, wer die Strippen in der Hand hat und wird dennoch gegen Ende hin nochmal gründlich überrascht. Obwohl das Buch abgeschlossen ist, gibt es für mich Potential für eine Fortsetzung. Auch wenn mir dazu nichts bekannt ist, würde ich mir mehr von unserer Gruppe wünschen.

Für alle, die mit einem gemächlichen Anfang, und einem rasanten sowie spannenden Fortgang inklusive einer guten Portion Gefühl, sehr gut zurecht kommen, ist dieses Buch einen Kauf wirklich wert.


Coverrechte: IVI / Piper Verlag; Bildrechte: Tasty Books

Facts:
Autorin: Tanja Heitmann
Verlag:    IVI (Piper Verlag)
Format:   eBook / Print
Preis:
Seiten:
Reihe:      nein

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