#Werbung Wörter an den Wänden von Julia Walton

März 18, 2020

„Die größten Menschen sind jene, die anderen Hoffnung geben können.“ von Jean Jaurès.

„Wörter an den Wänden“ ist eine Geschichte von einem jungen Mann, der unter Schizophrenie leidet und endlich die Hoffnung hat, ein ganz normales Leben zu führen. Denn er wurde ausgewählt an einem Experiment für ein neues Medikament teilzunehmen, das alles verändern könnte…

Aber was ist, wenn deine Hoffnung nicht erfüllt wird? Wenn dein Traum, wie eine Seifenblase platzt und alles, was mit ihm einhergeht, den Bach herunter zu stürzen droht? Wenn dein Kartenhaus, das du so mühsam aufgebaut hast, beim ersten richtigen Sturm zusammenbricht und du da entblößt daliegst. Nackt, ohne Schutz. Wirst du den Mut haben, den Leuten, die auch in solchen Momenten für dich da sind zu vertrauen?  Wirst du ihnen zutrauen, mit dir und deiner Situation umzugehen oder wirst du letztendlich alle von dir stoßen und ein einsames Leben führen? Ohne Liebe, ohne Hoffnung. Für was entscheidest du dich? Die Liebe oder die Angst?

Obwohl ich das Buch generell als eher ruhig bezeichnen würde, gelingt es der Autorin, eine solche innere Spannung beim Leser zu erzeugen, dass man es nicht aus der Hand legen will. Dazu paart sie eine jugendliche, lockere Wortwahl, die dennoch eine gewisse Ernsthaftigkeit nicht vermissen lässt. Für mich erschuf diese Kombination eine emotionale Spannung, die einen an die Geschichte fesselt und nur so über die Seiten trägt. Schonungslos, ehrlich, bewegend, aber gleichzeitig humorvoll, ironisch und voller Lieber, erzählt uns Adam seine Geschichte. Ich liebe den gewählten direkten Schreibstil, ohne Verschnörkelungen oder Verniedlichungen. Man liest eine Art Tagebuch, das unser Hauptcharakter für seinen Therapeuten, mit dem er nicht redet, seine Erlebnisse und Fragen aufzuschreiben scheint. Dadurch baut Julia Walton eine intensive Nähe und Verbundenheit zu ihrem Protagonisten auf. Adam ist wie er ist und sieht, was er sieht. Genau diese Figuren erwachen auch für den Leser, neben der Wirklichkeit, zum Leben. Wir lernen die unterschiedlichsten Charaktere kennen und lieben. So habe ich sogar, zu Rebecca, einer der „Fantasiefiguren“, eine gewisse Liebe und Nähe aufgebaut. Es gelingt der Autorin auf brillante Art und Weise den Leser zu verdeutlichen, wie schwer es sein kann, zwischen Realität und Halluzinationen zu unterscheiden. Mehr als einmal habe ich mit Adam mitgelitten, mitgefiebert, gebangt und gehofft – vergebens. Jeder Rückschlag für den Protagonisten fühlte sich auch für mich wie ein Schlag in Magengegend an und immer wieder kamen die Gedanken auf, dass das doch nicht wahr sein kann und man dem jungen Mann doch helfen können muss. So einfach ist es allerdings nicht. Aber wie sagt schon ein bekannter Spruch „Das Leben ist schön, von einfach war nie die Rede.“ 

Aber Adam schlägt sich tapfer, er gibt nicht auf, auch nicht, als er alles zu verlieren droht. Denn wer will schon mit einem Verrückten zusammen sein? Als die Liebe ins Spiel kommt wirft, das Adam, für mein Gefühl, ganz schön aus der Bahn und er versucht alles, um vor Maya sein Geheimnis zu bewahren. Mehr als einmal wollte ich ihn in diesen Momenten wirklich an die Wand nageln, ihm die Augen öffnen und anschreien, dass es viel sinnvoller wäre, ihr die Wahrheit zu sagen und gleichzeitig konnte ich seine Gedanken so gut verstehen. Die Angst, auf Ablehnung zu stoßen ist übermächtig, besonders wenn man bereits Erfahrungen in dieser Richtung machen musste. Dies verdeutlicht Julia Walton auch mit all den Nebencharakteren, die in „Wörter an den Wänden“ auftauchen. Egal ob sie eher Randerscheinungen oder mehr im Fokus sind, jeder hat eine gewisse Funktion und spielt seine Rolle grandios, sodass sie alle zusammen ein perfekt abgestimmtes Ensemble abgeben.

Der Autorin ist es gelungen, obwohl Schizophrenie eine ernst zu nehmende Krankheit ist, eine gewisse Leichtigkeit und einen ganz speziellen Humor in die Geschichte einzubauen. Dies liegt vor allem an Adams Persönlichkeit, der seine Krankheit selbst mit ironischen Untermalungen skizziert. Er hat eine unbeschreibliche, ganz eigene Art und Weise sein Leben zu leben und dem Leser zu bedenken zu geben:  Vielleicht sehe ich Dinge und höre Menschen, die andere nicht wahrnehmen, aber bin ich deswegen ein schlechtere Mensch? Die Frage muss man mit nein beantworten. Nichtsdestotrotz zeigt uns Julia Walton, dass Menschen, die unter Schizophrenie leiden, Hilfe brauchen. Dass es wichtig ist, sie zu unterstützen und ihnen zu zeigen, dass auch sie es schaffen können. Denn man sollte die Hoffnung nie verlieren …

Eine weitere originelle Idee sind die Kapitelanfänge. Wir erfahren welches Datum wir haben und vor allem wie hoch die aktuelle Medikamentendosis ist, die unser Protagonist zu sich nimmt, sowie die Auswirkungen auf seinen Körper. Es ist interessant und gleichzeitig erschreckend, wenn man sich vor Augen hält, welche Auswirkungen Medikamente auf einen Menschen haben können – positive sowie negative. Neben dem Fokus auf die Erkrankung Adams flicht Julia Walton aber noch viele „alltägliche“ Themen, die besonders Jugendliche umhertreibt mit in die Geschichte ein. Liebe, Freundschaft, Veränderungen des Erwachsen Werdens – all diese Dinge spielen auch in Adams Gedanken eine große Rolle und dabei hat er für mich immer ein Ziel vor Augen: Akzeptanz und Liebe zu finden, so wie tief in unserem Herzen und manchmal verborgen wir alle, davon bin ich überzeugt.

Mein Fazit:
„Wörter an den Wänden“ zeigt auf authentische, schonungslos ehrliche, aber dennoch witzige und liebevolle Art und Weise, wie wichtig es ist, sich mit allgegenwärtigen Krankheitsbildern auseinanderzusetzen. Dass man keine Angst vor Menschen haben muss, die „anders“ sind, sondern dass man ihnen eine Art Hilfestellung geben sollte, sich in unserer Welt zurechtzufinden. Aber auch, dass man glücklich sein sollte, wenn man gesund durchs Leben geht. Das wir jeden Tag schätzen, den wir ohne Einschränkungen genießen können, ohne es als Selbstverständlichkeit hinzunehmen. 

Julia Walton konnte beim Lesen in mir die unterschiedlichsten Emotionen wecken – Liebe, Hoffnung, Freude, Trauer, Fassungslosigkeit sind nur ein paar wenige, die ich euch verraten möchte. Für mich ist es ein ruhiger, einzigartiges, gefühlvolles und sehr interessantes Jugendbuch, dass hoffentlich noch Einzug in vielen Buchregalen dieser Welt halten darf. 

Eine klare Leseempfehlung von mir. 

 

Coverrechte: Arctic Verlag; Bildrechte: Tasty Books

Facts:
Autorin: Julia Walton
Verlag:   Arctis Verlag
Format: eBook / Hardcover
Preis:     13,99€ / 19,00€
Seiten:   256
Reihe:    nein

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